hb Geisweid. Das Wandern vom Oberen Wenscht in Klafeld durch Feld und Flur in Richtung Langenholdinghausen, das
  wäre wohl selbst des Müllers Lust nicht mehr gewesen. So sehr in besagten Volkslied dessen Wanderfreuden auch besungen werden. Da ist sich Hans Amely (73) ganz sicher. Der „Kloawender Fürschd“ aus dem Drosselweg (nicht „Drosselgasse“, wie er immer wieder gerne betont)  wandert mit Gattin Ute liebend gerne durch besagte Feldflur. Zahlreiche Wanderfreundinnen und –freunde sind oft mit unterwegs. Doch unmittelbar an der Abbiegung des Wanderweges nach Langenholdinghausen war bisher immer endgültig Schluss mit Lustig und Beginn von Frustig. Grund: Ein tiefes Matschloch versperrte den Weg, bei starkem Regen nicht selten überspült von fließendem  Wasser. Da klapperten in der Tat die Stöcke am rauschenden Bach. Und Wandern war nur noch ein endloses Ärgernis für Hans Amely den Denkmalrebell und die fürstlichen Wandervögel aus dem Wenscht und dessen Umgebung. "So ging es 35 Jahre, Jahre, bis lobesam Hans Amely auf einen Gedanken kam," hätte ein Heimatdichter reimen können. Tat er aber nicht. Stattdessen ergriff Hans Amely eines Tages die blanke Wut. Der Senior rief kurzerhand Kurt Ohrndorf an, den Haubergsvorsteher von Langenholdinghausen, und schilderte ihm das fürstliche Wanderproblem. Herr Ohrndorf  bewies, das er seinen Namen zu recht trägt und hatte auch gleich ein offenes Ohr für den "blanken Hans" . "Ich kenne die Ecke, da muss auch was gemacht werden!" So die erste Reaktion  des Haubergsvorstehers. Er war sich allerdings über die Besitzverhältnisse des Weges nicht ganz im Klaren. Vielleicht gehörte er ja der Stadt? Kurt Ohrndorf versprach sich zu kümmern. Hans Amely ging auf dem nun einmal eingeschlagenen matschfreien Wege beharrlich weiter. Er machte die ersten Fotos von besagtem Matschloch und traf wenig später auf Christiane, die Tochter des ehemaligen Haubergsvorstehers Otto Gieseler. Auch der war das Matschloch bekannt. "Ich frag unseren Otto (ihren Vater, d.Red.), der weiß, wem der Weg gehört." Schon kurze Zeit später kam der Anruf des hilfsbereiten Töchterleins: "Auch meine Mutter kennt das Matschloch schon seit Jahren, aber Otto weiß ganz genau, der Weg gehört der Stadt Siegen." Mit diesem Wissen ließ sich der "Fürschd" einen Termin beim Bauamt der Krönchenstadt geben. Leider fiel der erste Termin wegen wichtigeren Verpflichtungen der Verantwortungsträger aus und wurde um zwei Tage verschoben. Die Bilder des Tatortes ließ der Bittsteller gleichwohl im Rathaus zurück. Zwei Tage später, pünktlich um 11 Uhr, erschien der wanderfreudige Geisweider Bürger wieder im Büro von Anke Schreiber, der Abteilungsleiterin Strasse und Verkehr, der Stadt Siegen. "Sie kommen zu spät", war ihre erste Reaktion. Verdutzt guckte Herr "Fürschd" auf seine Uhr, er war doch pünktlich. Anke Schreiber: "Ich bin bereits heute mit Stefan Böhl, dem Leiter des Siegener Bauhofs, am Schlammloch gewesen. Es wird in den nächsten Tagen wieder begehbar gemacht." Erfreut ob der Schnelligkeit der städtischen Oberen (das Wort "Oberin" wollte Hans Amely nicht so recht über die Lippen gehen), verließ der Bürger das Rathaus.  Er dachte, ruf schnell den Bauhofleiter an, damit beim Reparieren des Weges Fotos von dem "Gezeitenbauwerk" in den Kasten kamen. Leider war Stefan Böhl nicht im Büro. Seine Box verkündete: "Hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe zurück." Der "Fürschd"  hinterließ seine Telefonnummer und sein Anliegen. Am nächsten Morgen in der Früh kam der Anruf des Bauhofleiters! "Wenn Sie sich beeilen, können Sie unsere Kolonne noch erreichen, wir planieren heute die Baustelle und füllen auf, damit die Bürger den Weg wieder gefahrlos begehen können. Die weiteren Arbeiten, Drainage und so, werden wir danach kurzfristig erledigen." Also, der Bürger war wieder zu spät, schlug sich Hans Amely vor den Kopf und nahm seine (Wander-)Beine in die Hand. Nichts wie ab zur Baustelle, und siehe da, das Matschloch war weg, nach über 30 Jahren! Eine Wandersfrau in Rot, Karin Mehr, wurde vom "Fürschd"  gebeten, sich wegen ihrer markanten Kleidung für ein Foto zur Verfügung zu stellen. "Nein, in dieses Matschloch kriegt mich keiner rein," flötete die Dame dem "blanken Hans" entgegen. Nach Beschreibung der neuen Begehbarkeit des Wege kam sie ungläubig gucken: "Das war doch gestern noch ganz anders, ich gehe den Weg jeden Tag. Nur gefahrlos konnte man den schon seit Jahren nicht mehr begehen." Überraschung pur! Mehr konnte Frau Mehr einfach nicht über ihre Lippen bringen. Erfreut ob der grandiosen Tat der Siegener Stadtverwaltung stellte sie sich demonstrativ mitten in das Matschloch, das keines mehr war.


Der obige Text wurde der Siegener Zeitung entnommen.

Und hier nun das ansehnliche Ergebnis der Bemühungen.

Wir danken hb von der Siegener Zeitung für Text und Fotos.